Die neue Einsamkeit – ein gesellschaftliches Phänomen!
Zitat, Diana Kinnert: „Einsamkeit macht krank und ist, laut Untersuchungen, in etwa so ungesund, wie das Rauchen von 30 Zigaretten pro Tag.“
Zu diesem Thema hatte die Konrad Adenauer Stiftung am Donnerstagabend die Buchautorin Diana Kinnert zu einem Impulsvortrag nach Mettingen eingeladen. Begleitet wurde die Veranstaltung durch die Bundestagsabgeordnete, Anja Karliczek, die den Dialog zwischen Autorin und Publikum an diesem Abend kurzweilig moderierte.
Was ist Einsamkeit und wie wird sie definiert? Denn nicht jede Person, die allein lebt, ist gleichzeitig einsam.
Einsamkeit ist ein Gefühl, welches dem Staat hohe Kosten verursacht, so Diana Kinnert.
Einsamkeit ist ein Zustand, den man als betroffene Person defizitär empfindet. Er entspricht nicht den persönlichen Wünschen des Betroffenen. Er leidet dauerhaft darunter und es ist ihm nicht möglich, den Zustand selbst zu ändern.
Laut einer Umfrage fühlen sich in Deutschland ca. 16% der Menschen einsam, was fast jeder 6. Person entspricht. Das Selbstwertgefühl leidet und der Betroffene empfindet Scham. Die Altersgruppe der 20 – 40– Jährigen ist, laut Befragungen, am häufigsten von Einsamkeit betroffen. An zweiter Stelle liegen die über 65- Jährigen, was sich mit dem Eintritt des Rentenalters begründen lässt, da soziale Kontakte aus dem Arbeitsumfeld verloren gehen.
Es stellt sich zusätzlich die Frage, warum sich junge Menschen, trotz vieler Kontakte, einsam fühlen. Hier spielt die digitale Welt eine besonders große Rolle, denn die Kommunikation verändert sich gerade grundlegend. Die vielen Kontakte im Netz sind zwar von hoher Quantität, jedoch mangelt es oft an Qualität bei den digitalen Freundschaften. Die Unverbindlichkeit, selbst entscheiden zu können, ob und wann man auf Nachrichten antwortet, etwas dem Gegenüber mitteilen zu können, ohne ihm dabei in die Augen schauen zu müssen, die Niederschwelligkeit, Personen diffamieren zu können, all das lässt soziale Strukturen verloren gehen. Die jungen Menschen stehen durch Veröffentlichungen auf Social Media gleichzeitig unter einem hohen Druck, da schnell das Gefühl entstehen kann, perfekt sein zu müssen.
Für ältere Menschen kann die Digitalisierung einerseits, bedingt durch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation, von Vorteil sein, allerdings fühlen sich immer mehr Ältere in der Gesellschaft abgehängt und sind damit überfordert, dem digitalen Wandel zu folgen. Dieses kann wiederrum zu Angst und sozialem Rückzug führen. Die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft ist hier groß.
Social Media bietet zwar die Möglichkeit viele Nachrichten aus aller Welt zu erhalten, es führt uns aber gleichzeitig voneinander weg, da Jeder nach seinem Suchalgorithmus die für ihn passenden Nachrichten erhält. Diese Tatsache kann zu einer Radikalisierung der Gesellschaft führen.
Einsamkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Veränderung, die auf politischer Seite einen dringenden Handlungsbedarf auslöst, denn in unserer heutigen Gesellschaft existiert immer weniger Solidarität bei immer häufiger auftretender Neidkultur, Abstiegsangst und Ausgrenzung. Das birgt ebenfalls die Gefahr einer politischen Radikalisierung und Erodierung der Demokratie.
Wenn der Einzelne sich nicht mehr für die Sorgen und Nöte des Gegenübers (Familie, Freunde, Nachbarschaft) interessiert, geht die Fähigkeit, gesellschaftlich verantwortungsvoll zu handeln, immer mehr verloren.
Beständigkeit, Linearität und Berechenbarkeit bürgten jahrzehntelang für ein verlässliches Umfeld, was sich in der heutigen Zeit in eine sich ständig wandelnde Welt verändert hat. Die junge Generation wächst in einer Welt auf, die von Krisen, wie z.B. Krieg, Corona, Brexit, etc., bestimmt wird.
Um auf einem zukunftsweisenden Weg zu bleiben, müssen wir uns den Fragen und Herausforderungen stellen, die all dieses mit sich bringt.
Was ist die gesellschaftliche Herausforderung?
Ist Einsamkeit der Gesellschaft überhaupt bewusst?
Ist Beziehung selbst in der Krise?
Wie schaffen wir Räume, in denen wir unsere sozialen Stärken ausleben können?
Was sind die Hemmnisse, nicht mehr miteinander in Kommunikation zu treten?
Was sind soziale Orte in unserer Welt?
Wie schaffen wir es, die Menschen innerlich stark zu machen?
Kann Demokratie funktionieren, wenn man sich nicht gesehen fühlt?
Wie schaffen wir Verbindlichkeit im digitalen Raum?
Wie kann man die älteren Menschen bei der Digitalisierung mitnehmen?
Um diese Fragen zu lösen, bedarf es vieler Maßnahmen, denn es gibt keine fertige Gesamtstrategie. Hier ist ein Pool an Lösungsansätzen und Möglichkeiten gefordert.
Teilhabe und Partizipation sind dabei wichtige Bausteine für eine Gesellschaft in der sich jeder gut aufgehoben fühlt. Die Menschen müssen kulturell und sozial mitgenommen werden. Netzwerke müssen entstehen, wo sich jeder zugehörig und wertgeschätzt fühlt. Lösungsansätze können dabei je nach Ort und Gegebenheit sehr unterschiedlich sein. Hierbei ist jeder Einzelne aufgefordert, gute Wege aus der Einsamkeit zu finden.
Der erste Schritt zur Enttabuisierung der Einsamkeit ist der Verlust ihrer Scham und die Einsicht, dass gegen sie etwas unternommen werden muss. Nur so können wir unsere Gesellschaft zum Positiven verändern.
Wer der der CDU Mettingen hierzu einen guten Vorschlag machen möchte, kann uns gerne anschreiben.